Zu Pfingsten in Leipzig, da ist viel Schwarzes zu sehen. Aber ich wollte nicht zum Wave-Gotik-Treffen, wenngleich die Teilnehmer dieses Treffens die Innenstadt spürbar bevölkerten. Mir ging es um die Schwarze Kunst im handwerklichen Sinne, ich besuchte das Museum für Druckkunst.


Auf mehreren Stockwerken gibt es dann Druckmaschinen verschiedenster Generationen zu bewundern, bereitwillig werden die Zusammenhänge und wirtschaftlichen Gründe die für Zwei-Touren- und Ein-Touren-Maschinen sprechen erläutert. Ja, die Maschinen werden auch eingeschaltet.
Und im Kreise überwiegend schwarzgewandeter Besucher erfährt man hier recht viel.
Mich hat insbesondere die Abteilung zum Notenstich und Notensatz interessiert, hier wurden über die Jahrhunderte die verschiedensten Techniken ausprobiert. Alles Dinge, die auch von Computer-Satzprogrammen immer noch nicht vollständig automatisch perfekt umgesetzt werden können.
An die Schriftgießerei (Motto der Schriftgießer s. u.) und die noch bis vor wenigen Jahrzehnten aktuellen Monotype- (1890 erfunden!) und Linotype-Satzmaschinen schließen sich Ausstellungsgegenstände zum Fotosatz mit skalierbaren Schriften an (Diatype, Staromat, Letterphot). Die Skalierung wurde hierbei mechanisch erreicht und von den 1950ern an bis in die 1980er Jahre vervollkommnet. Jetzt glaubte man nach 500 Jahren den Bleisatz los zu sein, da kam plötzlich Desktop Publishing (DTP). Adobe, Aldus, Apple & Linotype formten die Allianz, die ab 1985 den digitalen Satz mit Vektorschriften auf den Markt brachte, jetzt auch schon wieder für 30 Jahre. Steht folglich schon wieder die nächste Technologie vor der Tür?

Wer sich in Leipzig aufhält, dem empfehle ich den Weg in die Nonnenstraße 38, der Eintritt ist gut investiert, da bleibt noch Budget für den Museums-Shop.
