Wie die Gegenwart zu mir kam

Seit meiner Mitfinanzierung des Uhrenprojekts »ThePresent« im November 2011 hat Designer und Initiator Scott Thrift wahrlich eine Odyssee hinter sich gebracht. Kann es wirklich so schwer sein, 2000 Uhren in den USA fertigen zu lassen? Ja, es kann, wie man seinem ausführlichen Video-Tagebuch auf kickstarter.com entnehmen kann.

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Die Reise von Uhr 1177 von 2000 zu mir begann am 26.3.2013, durch die Einlieferung des Pakets in Rochester, NY. Die Tracking-Daten von USPS und DHL in chronologischer Reihenfolge ergeben dieses Bild:

Datum Information
Tue 26.03.2013 Electronic Shipping Info Received
Tue 26.03.2013 13:49 Rochester, NY 14625: Acceptance
Tue 26.03.2013 19:25 Rochester, NY 14606: Processed through USPS Sort Facility
Thu 28.03.2013 02:16 Chicago, IL 60688: Processed through USPS Sort Facility
Thu 28.03.2013 02:53 ISC Chicago, IL (USPS): Arrived at Sort Facility
Thu 28.03.2013 10:08 ISC Chicago, IL (USPS): Processed Through Sort Facility
Fri 29.03.2013 12:00 IPZ-Ffm, Germany: The shipment has arrived in the destination country
Fri 29.03.2013 12:01 Germany: Customs Clearance
Sun 07.04.2013 14:45 IPZ-Ffm, Germany: The international shipment has arrived at the import parcel center
Sun 07.04.2013 14:46 GERMANY: Customs clearance processing complete
Mon 08.04.2013 15:49 Saulheim, Germany: The shipment has been processed in the parcel center of origin
Tue 09.04.2013 16:08 Feucht, Germany: The shipment has been processed in the parcel center
Wed 10.04.2013 16:04 Feucht, Germany: The shipment has been processed in the parcel center
Wed 10.04.2013 22:59 Feucht, Germany: The shipment has been processed in the destination parcel center
Thu 11.04.2013 07:04 Germany: The shipment will be handed over to the customs office responsible for the recipient. The recipient can collect the shipment from there once he has received notification from customs.

Karfreitag kam die Sendung in Frankfurt/Main an und blieb dann über Ostern liegen. Auch im Paketzentrum Feucht brauchte DHL einige Tage, um dann festzustellen, dass man die Zollanmeldung nicht selbst machen wollte.

Ich ging dann am Freitag 12.04.2013 zur hiesigen Zollamt, obwohl die angekündigte Benachrichtigung erst am Samstag eintraf. Das Paket war schon angeliefert worden, ich musste es öffnen und der Zollsekretär akzeptierte den Schätzbetrag von $100 (wie auf den Papieren angegeben) ohne weiteres. Natürlich musste ich Einfuhrumsatzsteuer (auf die $100 und die Versandkosten) bezahlen, aber dann durfte ich das Paket selbst nach Hause tragen.

Und schließlich auch offiziell öffnen:

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Bei genauerer Inspektion war auf der Rückseite durchaus ein Mangel zu sehen, aber da ich die Videos und die verwendeten robusten Fertigungsmethoden gesehen hatte, betrachte ich diesen Kratzer als symbolische Kennzeichnung der US-amerikanischen Industrie (jenseits von Militär und Luftfahrt).

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Gemäß der Anleitung im Deckel (nicht einmal hier ist der Prägedruck makellos…) ging es nun ans Einschalten der Uhr. Würde sich das von KUNDO xT in St. Georgen mitten im Schwarzwald gefertigte Werk verhalten wie beschrieben?

Kurz gesagt: Genauso geschah es, mit leisem Klickern des Werks. Das folgende Video zeigt das Ende des Gesamtumlaufs, die Pause und das Stellen auf den 12. April 2013.

Jetzt muss die Uhr nur noch irgendwo hängen?

Im Moment leben?

How can you live in the moment when the moment changes every second?
(Scott Thrift)

Im November 2011 unterstützte ich das KickStarter-Projekt The Present von Scott Thrift, einem in New York lebenden Gestalter; ich wähle einmal dieses möglichst weitgefasste Wort. Nachdem ich mich schon vor etlichen Jahren mit den Zielen der Long Now Foundation beschäftigt hatte – und in Folge dessen einige Zeit lang Jahreszahlen fünfstellig schrieb – sprach mich dieses Projekt unmittelbar an.

ThePresent

Die Produktionsgeschichte der Uhr ist abenteuerlich: Weil Scott Thrift diese Uhr unbedingt in den U.S.A. bauen wollte, stieß er regelmäßig auf Hindernisse und die immer wiederkehrende Empfehlung, doch mit Zulieferern in Asien zu sprechen. In der vormaligen Industrienation fand er beispielsweise keine Firma, die das Konzept dieser Uhr ausreichend verstand (oder verstehen wollte), um das passende Uhrwerk zu bauen. Es kommt nun aus dem Schwarzwald! Auch mit den mechanischen Teilen gab und gibt es immer wieder Problem, zuletzt bedingt durch schluderigen Umgang mit den zweitausend aufwändigst gedruckten Farbverläufen.

Zusammen mit Scott geben die geduldigen Unterstützer die Hoffnung nicht auf, dass uns im kommenden Jahr ThePresent erreicht.

Für Spätentschlossene wird der zweite Teil der Auflage auch noch zum Kauf angeboten: https://thepresent.is

Ich werde von der Ankunft der Uhr berichten…