Ce n’est pas une loupe

Roy Lichtenstein - Magnifying glass

A la René Magritte zu sagen »Das ist keine Lupe« ist vielleicht zu wenig einfallsreich, nichtsdestotrotz hatte ich viel Spaß an der Lichtenstein-Werkschau im Pariser Centre Pompidou. Ich finde ja schon das Gebäude selbst (eröffnet 1977) sehr interessant, es ist zudem ein ausgesprochen geeigneter Bau für Ausstellungen aller Art.

Zurück zu Roy Lichtenstein: Hier gefällt mir der unübersehbare Humor in den Werken. Der Mann muss einen Heidenspaß gehabt haben und hat durchaus mehr zu bieten als nur Punktraster. Nämlich Punktraster vergrößert, in verschiedenen Farben, mal scharf begrenzt mal mit Eigenleben und schließlich auch auf dreidimensionale Objekte aufgetragen. So möchte man doch zum Fasching der Kunstbeflissenen gehen. Schließlich als letztes Bild eines namens »Landschaft mit Philosoph«… wer genau hinsieht kann diesen erkennen!

Roy Lichtenstein - Kopf
Roy Lichtenstein - Landschaft mit Philosoph

Gestern in Paris, Gare de l’Est

Wir saßen im Bahnhof Gare de l’Est und warteten auf die Bekanntgabe des Abfahrtsgleises unseres Rückreisezuges, als mir der folgende Text ins Auge fiel:

Sie sehen sie jedoch nicht wenne Sie dort sind, es ist kein Zufall.
Sie sehen Sie jedoch nicht

Was ist denn hier gemeint – und wer soll das verstehen? Das Studium des französischen und englischen Textes und ein Blick auf den Fußboden rund um das mobile Display klären uns auf:

Sie sehen sie jedoch nicht - oder doch

Die üppig angebrachten Markierungslinien (»taktile Markierungen«, z.B. hier) für Sehbehinderte sind gemeint, die wir nicht »überfüllen« sollen.

  • Was kostet die Übersetzung dieses Textes durch einen professionellen Übersetzer?
  • Wie viel hat die beauftragte Agentur der SNCF in Rechnung gestellt?
  • Ist das irgendjemandem peinlich (wenn man vom Fremdschämen einmal absieht)?

Konstruktiver Verbesserungsvorschlag zum Fließtext: »Die weißen Streifen auf dem Boden helfen sehbehinderten Personen bei der Orientierung. Bitte blockieren Sie diese nicht mit Ihrem Gepäck.«

Zur Überschrift fällt mir nichts ein…

PS: Selbst Google Translate wäre besser gewesen…